De frigoris natura

Disputation von Professor Finckius, Hafnia 1652

Thesis 1
„In der vorliegenden Disputation haben wir das wahre und primäre, ja das universelle Subjekt für die universelle Kälte zu finden gesucht.“

Thesis 2
„Denn bei allen Meinungskundgebungen aller richtig denkenden Philosophen ist allgemein angenommen und bewiesen, daß Wasser außer den anderen Eigenschaften, die ihm zugeschrieben werden, von Natur aus kalt ist, ja das aller kälteste ist, es ist etwas, das so geschaffen ist, daß es mehr als alle anderen Dinge der Welt dazu geeignet ist, als Träger der Kälte zu dienen und sie auf alle Dinge zu übertragen.“

Thesis 3
„Deshalb haben wir durch viele Beweise festgelegt, daß es die primäre Grundlage ist, auf der man am besten die ganze Lehre über die Natur und die Eigenschaften der Kälte aufbauen kann.“

Thesis 4
„Weil wir aber den Ursprung und den Charakter des Wassers nicht genügend sicher angeben können, ohne eine Kenntnis von dem ersten Ursprung aller Dinge, so lernen wir aus der Schöpfungsgeschichte, daß die Wasser im Anfang durch die am zweiten Tage geschaffene Himmelswölbung geteilt wurden, so daß einige über der Himmelswölbung, andere unter ihr sich befanden, wie das seinerzeit ausführlich bewiesen worden ist.“

Nach einer längeren Beweisführung kommt er zu folgendem Schluß:

Thesis 20
„Es ist also ganz sicher, daß die himmlischen Wasser über die Sterne gelagert worden sind . . ., daß ein Teil in die Werkstatt überging, in der das Licht erzeugt wurde, das die Herrschaft über die Nacht hat, und daß ein Teil, der höher gehoben wurde, sogar über die Himmel des Himmels gehoben wurde, wie die Schrift sagt.“

Thesis 25
„Da dies nun in Wahrheit aus ersten und unmittelbaren und dadurch bis jetzt, wie ich hoffe, unverbrüchlichen Prinzipien genügend gezeigt und gelehrt ist, nämlich daß ein Teil des zu Anfang der Welt geschaffenen Wassers in der Höhe gelagert wurde, und wenn wir der heiligen Schrift glauben, wie wir verpflichtet sind ihr zu glauben, sogar über die Himmel hinausgehoben wurde, so wollen wir diese Sache auch auf die Milchstraße anwenden.“

„Und ebenso wie die Sonne die universelle Quelle für die Wärme ist und auch dafür angesehen wird, so ist es notwendig, daß auch die Kälte ein Subjekt hat.“

„Als dieses bestimmen wir unter anderem den schon ausführlich beschriebenen Himmelskörper“, nämlich die Milchstraße.

aus: Kirstine Meyer, Die Entwicklung des Temperaturbegriffs im Laufe der Zeiten, Verlag Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1913, S. 48 und 49


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Kai Schröder, 29.11.2000