Thesis 1
In der vorliegenden Disputation haben wir das wahre und primäre, ja das
universelle Subjekt für die universelle Kälte zu finden gesucht.
Thesis 2
Denn bei allen Meinungskundgebungen aller richtig denkenden Philosophen ist
allgemein angenommen und bewiesen, daß Wasser außer den anderen Eigenschaften,
die ihm zugeschrieben werden, von Natur aus kalt ist, ja das aller kälteste
ist, es ist etwas, das so geschaffen ist, daß es mehr als alle anderen Dinge
der Welt dazu geeignet ist, als Träger der Kälte zu dienen und sie auf alle
Dinge zu übertragen.
Thesis 3
Deshalb haben wir durch viele Beweise festgelegt, daß es die primäre
Grundlage ist, auf der man am besten die ganze Lehre über die Natur und die
Eigenschaften der Kälte aufbauen kann.
Thesis 4
Weil wir aber den Ursprung und den Charakter des Wassers nicht genügend
sicher angeben können, ohne eine Kenntnis von dem ersten Ursprung aller
Dinge, so lernen wir aus der Schöpfungsgeschichte, daß die Wasser im Anfang
durch die am zweiten Tage geschaffene Himmelswölbung geteilt wurden, so daß
einige über der Himmelswölbung, andere unter ihr sich befanden, wie das
seinerzeit ausführlich bewiesen worden ist.
Nach einer längeren Beweisführung kommt er zu folgendem Schluß:
Thesis 20
Es ist also ganz sicher, daß die himmlischen Wasser über die Sterne gelagert
worden sind . . ., daß ein Teil in die Werkstatt überging, in der das Licht
erzeugt wurde, das die Herrschaft über die Nacht hat, und daß ein Teil, der
höher gehoben wurde, sogar über die Himmel des Himmels gehoben wurde, wie die
Schrift sagt.
Thesis 25
Da dies nun in Wahrheit aus ersten und unmittelbaren und dadurch bis jetzt,
wie ich hoffe, unverbrüchlichen Prinzipien genügend gezeigt und gelehrt ist,
nämlich daß ein Teil des zu Anfang der Welt geschaffenen Wassers in der Höhe
gelagert wurde, und wenn wir der heiligen Schrift glauben, wie wir
verpflichtet sind ihr zu glauben, sogar über die Himmel hinausgehoben wurde,
so wollen wir diese Sache auch auf die Milchstraße anwenden.
Und ebenso wie die Sonne die universelle Quelle für die Wärme ist und auch dafür angesehen wird, so ist es notwendig, daß auch die Kälte ein Subjekt hat.
Als dieses bestimmen wir unter anderem den schon ausführlich beschriebenen Himmelskörper, nämlich die Milchstraße.
aus: Kirstine Meyer, Die Entwicklung des Temperaturbegriffs im Laufe der Zeiten, Verlag Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1913, S. 48 und 49
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Kai Schröder, 29.11.2000