Alpen-Fahrradtour Sommer 1998

Montag abends um 22.45 Uhr sind Achim und ich mit dem Zug von Essen nach Ulm gefahren, dort umgestiegen und weiter nach Ravensburg gefahren, wo wir um 7 Uhr morgens dann angekommen sind. Nachdem wir uns mit frischen, warmen Brötchen versorgt hatten, ging es dann über Tettnang hinunter zum Bodensee, nach Kreßbronn, Lindau und weiter nach Bregenz und Dornbirn. D.h., wir sind nicht nach Dornbirn hineingefahren, sondern vorher schon nach Osten abgebogen. Auf der Bregenzer- Wald-Bundesstraße ging es dann weiter hinauf in Richtung Hochtannbergpaß. Der Wetterbericht hatte Gewitter angekündigt. Diese kamen zwar nicht, aber ab Bregenz fing es an zu nieseln, dann war es wieder trocken, doch dann waren die nassen Abschnitte immer länger als die trockenen. Als wir den Hochtannbergpßa schon einiges hinaufgefahren waren (hinterher längere Passagen mit 14% Steigung, ziemlich miese Kiste ! :-) ), ging der Nieselregen dann in Dauerregen üblerer Sorte über. An der Paßhöhe waren wir bereits durch und durch naß und hatten schon keine Lust mehr auf das - sonst obligatorische - Gipfelfoto und fuhren gleich weiter bis Warth, wo wir unsere Vorräte noch einmal ergänzten. Da es auch nicht besonders warm war, fuhren wir sogleich weiter in Richtung der Ortschaft Lech (und des Flexenpasses), in der Hoffnung, irgendwo einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Als schließlich das (Tüten-)Süppchen auf dem Kocher brodelte, sah die Welt dann schon wieder freundlicher aus ! :-)

Am anderen Morgen hatte es glücklicherweise aufgehrört zu regnen, aber es war bedeckt und nicht gerade übermäßig warm. So konnten wir nicht alle vom Vortag nassen Kleidungsstücke trocknen bzw. dies zog sich über den ganzen Tag hin. :-) Ohne Probleme erreichten wir den Flexenpaß und kurz darauf den Arlbergpaß und dann ging es erst einmal hinab nach Landeck. Ursprünglich hatten wir vorgesehen, über den Reschenpaß bis nach Prad zu fahren. Dann reichte uns aber die Strecke bis nach Pfunds, wo wir auf dem Campingplatz abstiegen.

Festung Nauders
Die Festung Nauders liegt praktisch uneinnehmbar in den Felsen hineingebaut an einer Engstelle des Tales

Pause und Trocknen der nassen Sachen
Am Reschensee genehmigten wir uns ein kleines Päuschen und trockneten bei dieser Gelegenheit unsere immer noch feuchten Sachen

Am Donnerstag fuhren wir dann weiter über Nauders zum Reschenpaß und hinunter über Mals nach Prad und weiter über Gomagoi bis nach Trafoi, wo wir wiederum auf dem Campingplatz blieben. Trafoi liegt auf 1543m Hröhe, was uns einigermaßen gelegen kam, da wir dann am kommenden Tag nur noch etwas über 1200m bis zum Stilfser Joch hochfahren mußten.

Am Freitag war es dann soweit : der Paß aller Pässe, das Stilfser Joch, stand auf unserem Programm ! :-) 48 Kehren auf der Ostrampe !!! :-) Ein unbedingtes Muß - ich sehe es Euch an, daß Ihr das genauso seht ! :-) Auch wenn es weiter oben recht kahl aussieht, zunächst fährt man von Trafoi aus noch weiter durch Wald. Und die Straßenführung ist einfach super ! Immer wieder - teilweise sehr enge - Kehren, es geht unaufhrörlich aufwärts ! :-)

Karte Stilfser Joch
Karte Stilfser Joch und Umgebung

Profil Stilfser Joch
Profil Stilfser Joch

Kehre 28
Es geht unaufhaltsam aufwärts - Kehre 28 von insgesamt 48 auf der Ostrampe ist erreicht !

kurz vor dem Hotel „Franzenshöhe“
Kurz vor dem Hotel „Franzenshöhe“, 2189m. Kurz zuvor gibt es einen Abschnitt mit 15% Steigung . . . :-)

Die Paßhöhe ist in Sicht
Die Paßhöhe ist schon in Sicht, aber es ist noch ein langer Weg bis nach oben !

Blick zurück in das Trafoier Tal
Blick zurück in das Trafoier Tal

Was nicht so schön ist, ist das Autofahrerpack, das ebenfalls den Berg hinauf will. Oftmals wäre es aber besser (sicherer), wenn die Leute erst einmal eine Paßfahrt-Prüfung ablegen müßten, ehe sie das Stilfser Joch befahren dürften !

Die Paßhöhe rückt näher
Die Paßhöhe rückt näher, aber immer noch warten etliche Kehren auf ihre Bezwingung

Blick zurück nach unten auf Kehren
Blick zurück nach unten auf die eng am Hang sich hinwindende Straße

Paßhöhe Stilfser Joch - 2758m
Geschafft - die Paßhöhe des Stilfser Jochs mit 2758m ist erreicht ! Hier oben verläft auch die Sprachgrenze.

Wenn man schließlich oben an der Paßhöhe angekommen ist, wird einem auch wieder ganz anders : nur Touris, wohin man blickt, und Andenkenläden. Es ist schon ziemlich schlimm, wie die Menschheit die Bergwelt verschandelt. Leider fing dort oben auch das schlechte Wetter wieder an und wir mußten im Dauerregen nach Bormio abfahren. Die Westrampe hat auch immerhin noch 39 Kehren, ist aber bei weitem nicht so interessant zu fahren, wie die Ostrampe. Wenn Ihr also demnächst mal das Stilfser Joch mit dem Fahrrad (mit Gepäck natürlich :-) ) fahren wollt, dann solltet Ihr aus ästhetischen Gründen die Ostrampe (nicht nur wegen der 48 Kehren :-) ) bevorzugen ! Es lohnt sich in jedem Fall !!! :-)

Treiben an der Paßhöhe
Da wird einem anders : an der Paßhöhe tobt „der Mob“

Blick hinab auf die Westrampe
Die Westrampe hat „nur“ 39 Kehren. Lohnender ist auf jeden Fall die Anfahrt auf der Ostrampe - nicht nur wegen der 48 Kehren ! :-)

Südlich von Bormio waren wir dann in Valdisotto wieder auf dem Campingplatz. Eigentlich wollten wir am folgenden Tage einen weiteren wunderschönen Paß, den Gaviapaß, fahren. Aus verschiedenen Gründen entschlossen wir uns dann aber weiter nach Süden nach Tirano (450m) hinunterzufahren und dann nach Norden in die Schweiz zum Berninapaß zu fahren. Von Tirano aus geht es recht steil und ohne Unterlaß immer weiter hoch bis nach Poschiavo (1019m). Da wir den ganzen Tag über und das erste Mal blauen Himmel und Sonnenschein hatten, waren wir ziemlich froh, als wir in Li Curt (vorgelagerter Ortsteil von Poschiavo) den Campingplatz erreichten. Die folgende Nacht war die erste, in der es trocken blieb und es relativ warm war, so daß wir das erste und einzige Mal das Zelt trocken einpacken konnten.

Ein leckeres Abendessen
Nach vollbrachtem Tagespensum braucht der Radfahrer-Körper wieder etwas nahrhaftes . . . ;-)

Am Sonntag fuhren wir dann die restlichen 1300m zum Berninapaß (2330m) hoch, wobei wieder die Sonne herunterknallte, aber auch ein recht kühler Wind wehte. Weiter nach Norden fuhren wir dann in Richtung Pontresina ab und dann in das Inntal und weiter bis nach Zernez.

am Berninapaß
Ausschnitt der landschaftlich sehr reizvollen Südauffahrt zum Berninapaß

An der Paßhöhe des Berninapasses
Die Paßhöhe des Berninapasses, 2328m, ist erreicht !

Montag fuhren wir dann bei stetigem Gegenwind weiter das Inntal hinab bis nach Ried. Wobei ich sagen muß, daß mir die Landschaft dort (im schweizer Teil des Inntales) nicht übermäßig gefallen hat - eben nichts besonderes.

Am Dienstag stand dann die letzte Anstrengung auf unserem Plan. Ursprünglich wollten wir auf dem Rückweg wieder über Arlberg-, Flexen- und Hochtannbergpaß fahren. Dann entschieden wir uns aber für eine andere Strecke. Von Landeck aus fuhren wir das Paznauntal aufwärts über Ischgl und Galtür bis zur Bielerhröhe und dann hinunter nach Partenen - besser bekannt als Silvretta- Hochalpenstraße. :-) Diese waren wir das erste Mal bereits 1987 in umgekehrter Richtung gefahren. Diesmal ging es die schönen Kehren hinab ! :-)

Galtür
Blick auf Galtür mit von links Valüla, Gorfenspitze

Kehren der Sivretta-Hochalpenstraße
Blick hinab auf einige Kehren der Sivretta-Hochalpenstraße

In Gaschurn verbrachten wir noch ein letztes Mal eine Nacht auf dem Campingplatz, bevor wir dann am Mittwoch noch einmal knapp 130 Kilometer bis nach Ravensburg vor uns hatten. Von dort fuhren wir dann wieder mit dem Zug zurück nach Essen.

Wie schon im letzten Jahr konnte auch bei dieser Fahrradtour nicht alles Paß-mäßige erledigt werden, was ursprünglich geplant war. Dennoch ist das wichtigste Ziel „abgehakt“ worden : das Stilfser Joch. :-) Was natürlich nicht bedeutet, daß ich dort nicht noch einmal hochfahren werde - damit hier niemand auf falsche Gedanken kommt !!! :-) Also, es wird auch in Zukunft noch Fahrradtouren in die Alpen geben (müssen :-) ) . . .

Achim
Achim - Bezwinger des Stilfser Jochs mit dem Fahrrad mit Gepäck ;-)

Kai
Noch einer, der nur mit eigener Kraft die Paßhöhe des Passes der Pässe erreicht hat . . . ;-)

Ich hoffe, ich konnte Euch wieder einmal den Mund wäßrig machen - vielleicht kommt Ihr ja demnächst einmal mit ! :-)


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Kai Schröder, 29.11.2000