Das schönste andere Ende der Welt

Aotearoa - Neuseeland

Februar/März 1991


Auf dem Hollyford Track durch Neuseelands Regenwald

„Weil heute ein so verregneter Tag ist, fahre ich euch noch ein Stück weiter!“ Mit diesen Worten biegt der Busfahrer vom Highway 94 zum Milford Sound auf den Schotterweg zum Hollyford Camp ab, als wir Marian's Corner erreicht haben. Nach einem Kilometer ist eine Wendemöglichkeit für den Reisebus und wir steigen aus. Gut gelaunt winken wir den Leuten im Bus zu, dann stehen meine beiden Freunde und ich alleine im Regenwald des Fiordland Nationalparks, im Südwesten der Südinsel Neuseelands gelegen. Unser Vorhaben: auf dem 60 km langen, wilden Hollyford Track durch das gleichnamige Tal zur Martins Bay, der Mündung des Hollyford Rivers in die Tasman See, wandern.

Vor uns liegen an diesem Tag nur noch 16 km Schotterweg bis zum eigentlichen Beginn des Tracks und dann noch 9 km bis zur ersten Schutzhütte, mit einem 25 kg schweren Rucksack auf dem Rücken - in strömendem Regen.

Wir kommen gut vorwärts. Ab und zu haben wir Blick auf den Hollyford River. Die gegenüberliegenden Darran Berge können wir wegen der tiefhängenden Wolken allerdings nicht sehen. Zu unserem Erstaunen ist es warm, trotz des dauernden Regens. Jetzt wissen wir, warum die meisten anderen Leute im Bus kurze Hosen getragen hatten. Aber nun ist es zu spät, alles ist durchnässt.

Die Schotterstraße zieht sich scheinbar endlos hin. Gleich daneben beginnt undurchdringlicher Urwald. Hier und da singen Vögel, dort plätschert ein Bächlein. Mal regnet es etwas weniger und es scheint, als könne die Sonne die Wolken durchbrechen. Dann gießt es wieder in Strömen. Langsam machen sich die Rucksäcke auf den Schultern bemerkbar. Kurze Zeit später beginnen auch die Zehen in den Wanderschuhen zu drücken.

Endlich erreichen wir das Hollyford Camp: im wesentlichen ein paar Barracken, drei Arbeiter, ein Kleinbus und die ersten Sandfliegen, kleine Plagegeister ähnlich unseren Stechmücken. Nach kurzer Rast machen wir uns auf die letzten 9 km Schotterweg.

Hollyford Camp
Das Hollyford Camp liegt mitten im Regenwald des Fiordland Nationalparks.

Und dann kommt der Moment, auf den wir so ungeduldig gewartet haben. Nach einer Wegbiegung liegt der Parkplatz, der eigentliche Beginn des Tracks, in Sicht und nach der überquerung eines kleinen Baches stehen wir in einer fast unwirklichen Welt aus Grün und Wasser - Regenwald! Drei bis fünf Meter hohe Baumfarne, unzählige kleine Rinnsale, die sich durch Moospolster ihre Wege suchen, überwucherte abgestorbene Bäume, Pilze, das ferne Rauschen des Hollyfords. Jeder Zentimeter des Bodens ist von Pflanzen aller Altersstufen bedeckt. Zum ersten Mal in unserem Leben stehen wir in einem natürlichen Wald. Hier schreibt kein Mensch den Bäumen vor, daß sie mit geradem, astreinem Stamm zu wachsen haben, daß sie in Reih und Glied stehen müssen, um sie leichter von Unterholz befreien zu können. Hier fällt dem Menschen die Rolle des staunenden Bewunderers einer fantastischen Mannigfaltigkeit zu. Wie armselig ist im Gegenteil hierzu ein Forst!

dichtest bewachsener Baumstamm
Dichtest mit Moosen und Aufsitzerpflanzen bewachsener Baumstamm

Ich kann es immer noch nicht richtig fassen. Wir gucken uns mit leuchtenden Augen an, vergessen sind drückende Schuhe und die durch den Regen noch schwerer gewordenen Rucksäcke - wir sind einfach glücklich. In überschwenglicher Laune machen wir uns auf die letzten 9 km bis zur ersten Schutzhütte, der Hidden Falls Hut. Wir können uns nicht satt sehen in diesem Märchenwald. Es gibt keinen Baumstamm, der nicht von Flechten oder Moosen bewachsen wäre oder um den sich keine Lianen gerankt hätten.

Vegetation an einem Bächlein
Traumhaft schöne und dichte Vegetation an einem Bächlein.

Immer wieder führt der Weg über kleine „Brücken“ - meist mit Maschendraht bezogene Bretter - die von der Nationalparkverwaltung angelegt wurden. Wir kommen an einen infolge des Regens stark angeschwollenen Bach, über den keine Bretter gelegt worden sind. Ich überquere ihn als letzter und rutsche natürlich von einem Stein ab und hole mir klatschnasse Füße - was soll es, Wasser von oben, von unten und in den Schuhen!

Dann führt der Weg wieder näher zum Fluß, an einigen Stellen ist er durch längere Holzbrücken entschärft. Wir genießen den Blick auf eine in Regen und Nebel noch verwunschener wirkende Sumpflandschaft mit vielen zum Teil abgestorbenen Pahautea-Bäumen.

Langsam macht sich mein Rucksack wieder deutlicher bemerkbar und ich sehne die Schutzhütte immer mehr herbei. An den Hidden Fall Wasserfällen müssen wir noch einmal eine große Hängebrücke über den gleichnamigen Creek passieren und erreichen durch einen hier besonders dicht gewachsenen Urwald kurz darauf die einfache Schutzhütte nach 7 1/2 Stunden anstrengenden Fußmarsches.

Zum Glück sind wir die einzigen Gäste. So haben wir genug Platz, um die nassen Kleidungsstücke und die anderen feuchten Teile unserer Ausrüstung zum Trocknen ausbreiten zu können. Aber wie soll das bei dieser Luftfeuchtigkeit geschehen ? Auch das sofort im Ofen entfachte Feuer kann nicht so viel Wärme entwickeln, als das unsere Sachen am kommenden Morgen schon trocken wären.

Gegen Mittag geschieht dann unverhofft das kleine Wunder: es hört auf zu regnen und kurz darauf bricht sogar die Sonne durch die Wolken! Wir unternehmen Streifzüge in eine Traumwelt aus Farnen, Moosen, Silberbuchen, Bächen, Flechten, Baumfarnen und glitzernden Wassertropfen überall. Allerdings scheint etwas hier zu fehlen: wir können weder Vögel noch andere Tiere sehen oder auch nur hören. Ein Umstand, der gewöhnungsbedürftig ist, erwarten wir doch bei einer solchen Vielfalt an Pflanzen einfach auch Tiere. Selbst Insekten sind relativ selten. An einigen Stellen hören wir Grillen, ansonsten ist es erstaunlich ruhig.

Weg unter Wasser
An dieser Stelle können wir uns an dem „Bach“ auf dem Weg noch einmal „vorbeimogeln“ . . .

Bachlauf neben Weg
Ein kleiner Bachlauf neben dem Weg. Überall ist Wasser - und dichteste Vegetation . . .

Am Nachmittag brechen wir zur 3 1/2 Stunden entfernten Pyke Lodge auf. Der meistens gut begehbare Weg führt zunächst durch einen prächtig mit Moosen bewachsenen Lowland Ribbonwood- und Totara-Wald bevor er zum Little Homer Sattel ansteigt. Immer wieder wachsen Büschel des „Hook“-Grases am Rande des Pfades. Jedesmal, wenn man das Gras streift (das passiert öfter, als es einem lieb ist), hat man eine neue Ladung Samen an den Beinen hängen, was immer unangenehm an den Haaren zieht. Besonders zwickt es, wenn man die wie Kletten festsitzenden Samen wieder entfernen will. Mehr als mühselig ist es, sie aus den Wandersocken herauszuholen.

Hollyford River, Berge
Aus dem dichten Regenwald guckt man auf die über 2000m hohe Darran-Bergkette auf der gegenüberliegenden Seite des Hollyford Rivers

Bei herrlichstem Wetter haben wir Blick auf den gegenüberliegenden 2746 m hohen Mt. Tutoko, dann geht es abwärts zu den wildromantisch gelegenen, 60 m hohen Little Homer Falls, den eindrucksvollsten Wasserfällen des Tracks. Kurz darauf führt der nun öfter sehr morastige Weg wieder näher am Ufer des Hollyfords entlang, manchmal steht das Wasser sogar in riesigen Pfützen auf dem Pfad. Teilweise können wir, uns mühsam an Sträuchern festhaltend, diese Lachen umgehen. Schließlich lichtet sich der Regenwald und die Pyke Lodge, eine privat unterhaltene Hütte, liegt an der Mündung des Pyke Rivers in den Hollyford vor uns. Von hier aus führt der Weg nun am McKerrow See weiter entlang, wird aber von der Nationalparkverwaltung nicht mehr instandgehalten. über kleinere Flüsse sind nur noch Seile gespannt und der Pfad soll mehr einer Schlammschlacht gleichkommen.

Berge, von der Pyke Lodge aus gesehen
Berge, von der Pyke Lodge aus gesehen.

Da die starken Regenfälle der letzten Tage die Situation eher schwieriger gemacht hatten, entschließen wir uns, diese Strecke mit dem Boot abzukürzen. Wir übernachten diesesmal im Zelt in der Nähe des Flusses und machen dabei das erste Mal eindringlicher Bekanntschaft mit den im Fiordland weit verbreiteten Sandfliegen.

Am nächsten Morgen geht es nach einem Tee mit dem Jetboot auf dem See abwärts Richtung Küste zur Martins Bay. Die Jetboottechnik wurde in Neuseeland entwickelt. Das Boot wird dabei nicht von einer Schraube, sondern von einem Wasserstrahl angetrieben, der am Bug knapp unter der Wasseroberfläche angesaugt wird. Eine ausgefeilte Technik und entsprechend starke Motoren, die ein Drittel des Platzes beanspruchen, lassen die Boote bis auf 70 km/h beschleunigen und ermöglichen es so, über nur 10 cm tiefe Wasserläufe fahren zu können.

Die Fahrt gestaltet sich als ein weiteres großes Erlebnis. Zuerst geht es noch ein Stück auf dem Hollyford an Stromschnellen und wilder Ufervegetation vorbei. Eindrucksvoll tauchen verschiedene schneebedeckte Gipfel der Darran-Bergkette durch die Wolken auf und dann fahren wir auf dem offenen See, der vor ein paar Tausend Jahren einmal der nördlichste Fjord gewesen sein muß. Heute ist er von der Tasman See infolge Schlammablagerungen etwas über einen Kilometer durch Tiefland getrennt.

einsame Bucht
In dieser traumhaften, einsamen Bucht des McKerrow Sees verbrachten wir den Vormittag

einsame Bucht, andere Blickrichtung
Blick auf die Bucht aus der anderen Richtung.

Nach einer halben Stunde Fahrt betreten wir in einer traumhaften, einsamen Bucht mit feinstem Sandstrand wieder festen Boden. Hier entstand 1870 die Siedlung Jamestown, die aber wegen der Unzugänglichkeit der Region wieder aufgegeben wurde. Bei unserer Ankunft erinnert nur noch eine Holztafel an die über 100 Jahre zurückliegende Besiedlung, die Natur hat den Ort vollständig wieder zurückerobert. Nach einem ausgiebigen Frühstück in Gesellschaft der aufdringlichen Sandfliegen machen wir uns auf das letzte Wegesstück bis zur Martins Bay. Der Track führt nun ein paar hundert Meter am Ufer des Sees entlang. Das Wasser ist klar, wir trinken es ohne Bedenken. Wenige Meter vom Ufer entfernt beginnt sofort wieder undurchdringlicher Regenwald.

McKerrow See
Blick McKerrow See aufwärts - hier wehte zum Glück etwas Wind, so daß wir vor den Sandfliegen Ruhe hatten

Die letzten Wolken haben sich mittlerweile verzogen und wir genießen die Einsamkeit zwischen See und Urwald bei längeren Pausen. Danach führt der Track wieder etwas vom Ufer weg durch sehr dichte Flachsvegetation. Der Weg ist nur dadurch zu erkennen, daß die Pflanzen dort nicht ganz so undurchdringlich wachsen.

dichte Flachsvegetation
Blick den „Weg“ entlang. Verirren ist hier nicht möglich: überall links und rechts des Weges ist die Vegetation so dicht, daß ein Durchkommen fast nicht möglich wäre.

Und dann ist es soweit: das Wasser steht fast kniehoch auf dem „Weg“. So sehr ich mich auch bemühe, ich sehe keine andere Möglichkeit als die, durch das Wasser zu waten. Mit gemischten Gefühlen mache ich den Schritt vorwärts und langsam füllen sich meine Wanderschuhe mit dem kühlen Naß. Kurz darauf stehen wir alle drei grinsend bis über die Knöchel tief im Wasser. Nach ungefähr 200 m haben wir es hinter uns und sind froh, daß die Sonne scheint und es warm ist, und es nicht auch noch regnet.

überfluteter Weg
Hier hat es uns dann doch noch erwischt: der„Weg“ steht unter Wasser und wir müssen mitten durch . . . :-)

Wieder führt der Weg am Ufer entlang, bevor er diesmal endgültig im Wald verschwindet. Nun liegen noch knappe 1 1/2 Stunden bis zur Martins Bay vor uns. Einmal fliegt mit klatschendem Flügelschlag eine Neuseelandtaube, die einzige einheimische Taubenart, davon - das einzige Mal, daß wir auf unserer Wanderung im Hollyfordtal ein Wirbeltier sehen. Schließlich lichtet sich der Wald und wir gehen die letzten Meter bis zur Küste durch offene Buschlandschaft.

Da die Schutzhütte der Nationalparkverwaltung vor einiger Zeit niederbrannte, sind die Privathütten der Air Fiordland hinter der Start- und Landepiste Endstation unserer Wanderung auf dem Hollyford Track. Bei unserer Ankunft ist der Hüttenwart noch auf der Jagd, aber dafür erwarten uns Tausende von beißwütigen Sandfliegen. Nach einer Maori-Legende war Hine-nui-te-po , die Göttin des Todes sehr beeindruckt, als sie sah, welche wunderbare Landschaft Tu-te-Rakiwhanoa , der Erschaffer des Fiordlandes in ihren Augen modelliert hatte. Vor Angst, die Maoris könnten ebenso beeindruckt sein, erschuf sie eine riesige Te Namu , und viele tausend weitere winzige Sandfliegen, die sich über das gesamte Fiordland ausbreiteten.

In der Tat sind die Nachkommen Te Namus sehr viel mehr als lästig! Der beste Schutz gegen sie sind lange Hosen und langärmelige Hemden oder Pullover. Im Gegensatz zu Stechmücken können die nur zwei Millimeter großen Sandfliegen auch durch dünnsten Stoff nicht hindurchbeißen - welch ein Glück! Ebenso ist man vor ihnen sicher, solange man sich bewegt - aber man möchte doch auch einmal eine Pause machen!? Sie sind einfach überall und finden garantiert die Stelle am Ohr, in der Nase oder sonstwo, die man nicht mit Dimp, einem Insektenschutzmittel, eingerieben hat. Und auch wenn die Fliegen „nur“ um den Kopf herumschwirren, muß man gute Nerven haben!

So sind wir recht froh, als der Hüttenwart zurückkommt und uns eine der Hütten für geringes Entgelt zur Verfügung stellt. Darin ist man vor den unbarmherzigen Plagegeistern erst einmal sicher. Daß die Fensterbänke voll von hunderten toten und noch halblebenden Sandfliegen sind und diese auf dem Tisch zwischen unseren Lebensmittelvorräten herumkrabbeln stört uns nach kurzer Zeit auch nicht mehr.

tote Sandfliegen am Fensterrahmen
Innen am Fensterrahmen kleben hunderte - nein, tausende - von (zum Glück) toten Sandfliegen.

Neil, der Hüttenwart der Air Fiordland ist ein liebenswertes, braungebranntes Männchen von ungefähr 165 cm Größe und 50 Jahren. Er erzählt uns, daß er zehn Monate im Jahr in der Martins Bay lebt und nur alle paar Wochen einmal über das Wochenende nach Te Anau, dem 150 km entfernten nächsten Ort, fliegt. Nur im Winter, im Juli und August, arbeitet er im Wasserkraftwerk am 170 km entfernten Manapouri See. Wir fragen ihn nach den häufigen Erdbeben, aber er winkt nur ab und sagt, daß er die Hütte erst dann verlassen würde, wenn die ersten Bücher aus den Regalen fielen.

die Abenteurer
Die Abenteurer: meine Wenigkeit, ein Australier, Markus, Neil (der Hüttenwart) mit seiner Hündin Penny und Thomas

Neil nickt zustimmend, als wir ihm unsere Eindrücke von der Wanderung schildern. Wir merken, daß er stolz darauf ist, in Neuseeland leben zu können, einem Land, daß von der Umweltverschmutzung noch weitgehend verschont geblieben ist - bis auf das Ozonloch: jeden Tag wird im Fernsehen die „Burning Time“ durchgegeben, die Zeit, wie lange man sich in der Sonne aufhalten kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen. Sie liegt bei ca. 35 Minuten im Februar 1991. Es wird empfohlen, auch bei bedecktem Himmel einen Sonnenschutz zu verwenden!

Robbenkolonie
Praktisch erst wenn man schon mitten drin steht, bemerkt man die Pelzrobben-Kolonie am Long Reef - die Brandung ist so tosend und die Körper der Robben sind auf den Felsen gut getarnt

Robbenweibchen dösend
Ein dösendes Robbenweibchen

Am nächsten Tag liegt eine dichte Wolkendecke über dem Meer, als Neil uns freundlicherweise mit seinem Boot bis zur Mündung des Hollyfords in die Tasman See fährt. Wir wollen zur Pelzrobbenkolonie am Long Reef. Die Felsbrocken sind noch feucht und wir müssen aufpassen, daß wir nicht auf ihnen ausrutschen. Endlich erreichen wir die Kolonie. Wir verhalten uns ruhig und bewegen uns nur langsam, so können wir die Tiere aus nächster Nähe beobachten, ohne daß sie sich stören ließen. Mehrere junge Pelzrobben spielen zwischen den Felsblöcken, die meisten Alttiere dösen, einige Mütter säugen ihre Jungen. Von den Pinguinen, die hier leben sollen, sehen wir allerdings keinen. Erst spät am Nachmittag treten wir den Rückweg an, um viele Eindrücke reicher.

Da die Wolken am nächsten Tag noch tiefer hängen, besteht für das Kleinflugzeug, daß uns in den Milford Sound fliegen soll, keine Möglichkeit zu landen. So verbringen wir den Tag auf der Düne, die den Hollyford von der rauhen Tasman See trennt. Obwohl die Düne kaum bewachsen ist und auch keine größeren Tiere hier leben, gibt es Sandfliegen in Massen. Nur direkt am Meer sind wir wegen des etwas stärkeren Windes vor ihnen sicher.

Abends schenkt uns Neil eine Forelle und eine größere Portion Hirschgulasch, „damit wir nach den großartigen Erlebnissen auf dem Hollyford Track und in der Martins Bay am Ende nicht noch verhungern“, wie er meint. Obwohl unsere Kochmöglichkeiten sehr eingeschränkt sind, schmeckt mir der Fisch besser als alle, die ich vorher gegessen habe.

Sonnenuntergang
So traumhaft schön der Sonnenuntergang in der Martins Bay war, so schlimm war die Sandfliegen-Plage am windstillen Abend . . .

Tags darauf sind immer noch dunkle Wolken am Himmel und wir befürchten schon das schlimmste, als es mittags dann doch noch aufreißt. Zwei Stunden später sitzen wir im Flugzeug. Nach 20 Minuten Flug an der Küste entlang fliegen wir unter einer dichten Wolkendecke in den Milford Sound hinein. Aus der Luft läßt sich sehr gut die U-förmige Erodierung der Täler durch die Gletscher der letzten zwei Millionen Jahre erkennen. Ebenso sind wir von den steil abfallenden und dennoch bewaldeten Berghängen im Fjord gefesselt.

Kleinflugzeug
Die kleine Maschine, mit der wir wieder zurück in die Zivilisation geflogen sind.

Armaturenbrett des Kleinflugzeugs
Bei diesem Anblick war uns im ersten Moment nicht ganz so wohl. Aber schließch mußte der Pilot ja jeden Tag damit fliegen und so fanden wir doch noch Vertrauen in die Technik.

Dann sind wir wieder zurück in der Zivilisation. Die Landschaft des Milford Sounds ist großartig und überwältigend mit dem berühmten Mitre Peak als Blickfang. Doch wenn wir uns umdrehen, sehen wir hauptsächlich Hotels, Reisebusse, Wohnmobile und die zugehörigen Tagestouristen. Wir stehen am Ufer auf einem gepflegten englischen Rasen. Da das Wetter aufgeklart hat, starten und landen alle paar Minuten Hubschrauber und Kleinflugzeuge, um den Touristen für teures Geld den einmaligen Sound von oben näherzubringen.

Milford Sound
Der Milford Sound mit dem 1609m hohen Mitre Peak links im Bild - ein klasse Blick, aber hinter mir stehen viele Busse und Wohnmobile und den zugehörigen Touristen . . .

Keine Frage, eines Tages werden wir wiederkommen, um die wilde Schönheit und Einsamkeit des Hollyford Tracks im größten Nationalpark Neuseelands noch einmal zu genießen!


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Kai Schröder, 29.11.2000