Texas 1996

Hier kommt nun - wieder einmal - ein etwas ausführlicherer Bericht meines letzten Urlaubs, den ich in Texas bei bzw. mit Torsten verbracht habe. Leider waren es nur 2 Wochen - viel zu kurz, na klar ! - aber wenigstens etwas ! Für diejenigen unter Euch, die Torsten nicht kennen : er studiert für 1 Semester in College Station / Texas (Maschinenbau) und ist deshalb gut eingerichtet - sprich, hat einen 23 Jahre alten Ford LTD. Der hat 8 Zylinder, läuft wirklich schön leise, und schluckt natürlich ganz ordentlich - wie Ihr Euch denken könnt. Letzteres ist im Amiland üblich und deswegen (???) ist der Sprit auch nicht so teuer wie bei uns. Wenn man im Lande aber so umher fährt - und das muß man, wenn man etwas sehen will - ist man doch öfter gezwungen, die nächste Tankstelle anzufahren. (Auf Dauer geht das dann doch auf den Geldbeutel.) Wie das für Amikisten ebenfalls so üblich ist, ist der Wagen total weich gefedert - was ich persönlich für eine mittlere Katastrophe halte. Dadurch schwimmt der Wagen regelrecht auf der Straße, was man besonders bei Kurvenfahrt deutlichst zu spüren bekommt (und das Unwohlsein steigt und steigt !).

Zum Klima kann man sagen, daß es sehr warm (zwischen 35 und 40 Grad Celsius) war und dazu eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit herrschte, die fast jede Tätig- keit unter freiem Himmel - wo es (noch ???) keine Klimaanlagen gibt - im Keim ersticken lassen wollte.

In der ersten Woche wollten wir dann hauptsächlich an verschiedenen Plätzen tauchen. Nach der - mit erheblichen Schwierigkeiten verbundenen - Beschaffung von DIN-INT-Adaptern für unsere Atemregler konnte es losgehen. D.h. es ging schon eher los, da der Tauchladen die falschen Adapter bestellt hatte und uns als Entschädigung dafür Leihautomaten gab.

Zuerst wollten wir einen Nachttauchgang in Aquarena Springs machen. Das ging dann sofort in die Hose, da das Gelände der Uni gehört und man deshalb eine Genehmigung braucht, die wir natürlich nicht hatten - weil sie wieder etliche (ich weiß nicht mehr wieviel) Dollar gekostet hätte. Die Dollar wiederum wären nicht dem Schutz der Quelle zugekommen, sondern hätte sich ein Tauchladen privat eingesteckt. Nun war es nicht unbedingt so, daß es uns gestört hätte, ohne Genehmigung tauchen zu gehen. Schon kurz nach unserer Ankunft hatte uns ein Uni-Polizist entdeckt (sehr aufmerksam, die Leute). Er empfahl uns eine andere Stelle ein paar Meilen weiter am Fluß - aber der war so trübe und flach, daß der erste Tauchgang sich an diesem Abend erledigt hatte.

Daraufhin sind wir gleich weiter zum Lake Travis gefahren, wo wir dann nach einigem Suchen doch noch eine Stelle für unser Zelt fanden. Am nächsten Morgen mußten wir dann feststellen, daß unser Inflator-Schlauch nicht auf die Leih-Atemregler paßte. So haben wir dann „per Hand“ das Jacket zwecks Tarieren aufgepustet. Die Leihautomaten waren übrigens ziemlich beschissen. Es dauerte ungefähr 2 Sekunden, bis sich der Mitteldruck nach einem Atemzug wieder aufgebaut hatte !

Nachmittags hatten wir dann endlich unsere Adapter. Dazu fanden wir noch am Südufer ein idyllisches Plätzchen mit Felsufer - und der Parkplatz kostete auch nur 5 Dollar. An dieser Stelle war es nicht ganz so trübe wie morgens und es gab interessante kleinere Felsüberhänge, unter denen wir einige Fische beobachten konnten.

Am nächsten Tag haben wir dann noch einmal an einer anderen Stelle getaucht. Diese war aber sehr enttäuschend, das Wasser war total trübe. Insgesamt war der Lake Travis kein gutes Tauchgewässer, es war überall mehr oder weniger trübe, überall im Wasser am Uferhang lag eine Unmenge an Müll (Fässer, Dosen, Bettengestelle und sonstiges) herum - wirklich unglaublich ! Daraufhin entschlossen wir uns nach Süden zum Golf von Mexiko nach Port Aransas zu fahren. Dort trafen wir wieder spät abends ein und übernachteten auf dem Campingplatz direkt am Meer. In der Anmeldung war der „Sheriff“ mit Colt am Halfter. Der Campingplatz selbst machte auf den ersten Blick gesehen auch nicht den einladensten Eindruck auf mich. Hier war es ein bißchen windig und wir hatten das erste Mal Probleme, das Zelt zu fixieren.

Am nächsten Morgen gingen dann etliche Leute mit Plastiktüten über den PLatz und sammelten den überall verstreuten Müll ein. Irgendwie wunderte mich das ein bißchen, weil ich so etwas hier nicht erwartet hatte - aber, meine Güte, warum nicht ? Hinterher liefen einige Herren in Uniform und mit Gewehren und dann fuhr noch ein Bus langsam hinterher - und als ich die Aufschrift gelesen hatte, wußte ist, was Sache war ! :-) Das war ein Bus der Gefängnisverwaltung und die Leute waren alle Sträflinge !

Aber auch hier im Golf war das Wasser sehr trübe, und da ein Tauchladen für eine Fahrt zu den Ölbohrtürmen mit 2 bzw. 3 Tauchgängen 100 bzw. 130 Dollar haben wollte (und uns das zu teuer war), haben wir uns schließlich damit begnügt, etwas zu schnorcheln (nur sehr wenig zu sehen) und Essen zu gehen. Dann sind wir wieder zu Torsten zurückgefahren.

Als letzten Tauchplatz hatten wir uns dann noch die Blue Lagoon bei Huntsville ausgesucht. Die ist sehr schön gelegen und das Wasser ist smaragd-grün-blau gefärbt - sieht wirklich toll aus ! Am Ufer entlang sind überdachte Tische und Bänke mit Grillstelle angelegt. Das Dach ist wegen der gnadenlosen Sonne da, es waren knappe 40 Grad Celsius im Schatten ! Da freut man sich auf ein kühles Bad im Wasser - aber das hat eine Temperatur von 29 Grad Celsius (in 8 m Tiefe) . . . Na ja, es gibt Schlimmeres ! Zu sehen gab es allerdings auch hier nicht besonders viel, denn außer 3 versenkten Booten kann man hier nur Sand, Sand und noch mehr Sand sehen. Für Anfänger gut geeignet, war es für uns doch wieder sehr langweilig.

Das Tauchen hat sich also in Texas überhaupt nicht gelohnt - aber das konnten wir vorher nicht wissen.

Natürlich standen auch noch ein paar andere Punkte auf unserem Programm. So wollten wir in den Big Bend Nationalpark im Westen von Texas. Bei dieser Gelegenheit wollte Torsten dann auch einmal kurz über die Grenze nach Mexiko. Der Hintergrund dafür war, daß sein Visum Ende Mai ausgelaufen war und er ein neues (Touristen-)Visum brauchte (bzw. meinte zu brauchen). Nicht so weit entfernt lag dann noch der Carlsbad Caverns NP in New Mexico, den Torsten unbedingt besichtigen wollte. Hauptsächlich bedingt durch unsere Trägheit verzögerte sich aber unsere Abfahrt und wir stellten das Programm um und fuhren zuerst nach New Mexico. Die Carlsbad Cavern lohnt sich sehr zu besichtigen, es ist ein riesiges Höhlensystem. Vom Besucherzentrum kann man mit einem Aufzug direkt in den größten Raum auf etwas über 200m unter der Oberfläche fahren. Ein paar Meter neben dem Besucherzentrum gibt es einen natürlichen Eingang, durch den abends 1 Million Mexican Freetail Fledermäuse ausschwärmen. Wir sind nun durch den natürlichen Eingang hinunter - heraus geht es nur mit dem Aufzug. Der gesamte Weg ist asphaltiert und dezent beleuchtet - mit anderen Worten: Abenteuer gibt's nicht. Bei den Besuchermassen ist das aber auch notwendig. Ach ja, Eintritt war 5 Dollar (Tageskarte, man kann so oft raus und rein, wie man Lust hat). Wir waren beide vom Höhlensystem begeistert und haben viele Fotos gemacht.

Auf dem weiteren Weg nach El Paso (zur mexikanischen Grenze) haben wir dann noch einen kleinen Umweg über das White Sands National Monument gemacht. Das sind riesige Dünen aus fast weißem Sand. Eine tolle Landschaft, und nur auf den ersten Blick ist die Wüste tot. Man muß nur genau hinsehen, dann entdeckt man viele Details - aber man muß eben hinsehen !

Dann sind wir nach El Paso gefahren, haben den Wagen geparkt und sind zu Fuß über die Grenze nach Mexiko. Die Grenze ist durch einen vierfachen Zaun und Wassergraben gesichert. Eine Brücke bildet die Verbindung zwischen Mexiko und Texas. Ich habe mich die gesamte Zeit ziemlich unbehaglich gefühlt. Torsten wollte auf der mexikanischen Seite noch etwas spazieren gehen - aber das wäre die beste Einladung für Diebe gewesen ! So wie wir herumliefen konnte man uns auf 100m Entfernung als dumme Touris ausmachen. Nach einigen mürrischen Bemerkungen sind wir dann sofort zurück - zu unserem Glück, wie sich bald herausstellte !

Ich hatte natürlich keine Probleme bei der Einreise in die USA, aber Torsten hatte sie nun. Die Schlange für die Visa war elend lang (die Mexikaner brauchen alle eines) und hinzu kam, daß die Beamten keine Ahnung hatten, was sie mit Torsten machen sollten ! Schließlich bekam er eine Eskorte, um durch die Paßkontrolle gehen zu können. Aber wir mußten noch zum Office for Immigration and Naturalization, irgendwo am anderen Ende von El Paso. Dort haben wir uns dann gute 3 Stunden aufgehalten. Denn auch dort hatten die Bediensteten zunächst keine Ahnung. Nach etlichen Versuchen hatte Torsten dann aber doch noch jemanden gefunden, der Ahnung hatte und die Sache klärte sich zum positiven.

Also: Torsten kann kein neues Visum bekommen (frühestens in 2 Jahren wieder) und hatte tierisches Glück, daß der Beamte bei seiner Einreise im Visum vermerkt hatte „gültig bis Ausreise“ - wann immer das auch sein mag. Wenn anstattdessen ein bestimmtes Datum eingetragen worden wäre, hätte er die USA tatsächlich Ende Mai bzw. Ende Juni (wird automatisch um 1 Monat verlängert) verlassen müssen. Und zuvor an der Grenze hatte er genauso Glück, denn prinzipiell hätten ihn die Grenzbeamtem auch wieder nach Mexiko zurückschicken können . . .

Aber, wir ihr sicher wißt, Doofheit muß bestraft werden ! Das war nicht unser letztes „Abenteuer“ ! Wir wollten nun nach Balmorhea Springs weiterfahren. Dabei ist uns dann mitten in der Wüste der Sprit ausgegangen. Echt Klasse ! Aber, bis zur nächsten Tankstelle waren es nur noch 4 Meilen zu laufen. Angenehme Temperatur am Abend, den Kanister in der Hand ging es den Highway entlang. Schließlich hatte jemand Mitleid und nahm uns mit (ich fand Platz im Kofferraum). Aber die Tankstelle hatte zu - wie hätte es anders sein sollen !?!? Zum Glück war die nächste nur weitere 4 Meilen entfernt. Und dann hat uns der gute Mann sogar wieder die Strecke zurückgebracht ! Das war wirklich riesig nett, sonst hätten wir 12,8 km laufen können . . . Nun ja, der Wagen sprang wieder an, wir erreichten die Tankstelle und dann in der Nacht auch Balmorhea.

Balmorhea Springs ist eine Quelle, aus der täglich ein paar Millionen Liter frisches Wasser sprudeln. Der Quelltopf ist als Freibad ausgebaut und es gibt Bereiche für Schwimmer und Taucher. Das Wasser ist sehr klar, mindestens 20m Sichtweite und angenehm frisch. Das Wasser wird durch einen Bach abgeführt, der ebenfalls sehr klar ist, in dem das Baden aber verboten ist. Daran angegliedert ist ein Campingplatz, auf dem wir unser Zelt aufschlugen. Hier haben wir uns dann 2 Tage aufgehalten. Die Tauchsachen hatten wir nicht mit, aber bei einer Maximaltiefe von nur 8m kann man noch sehr gut schnorcheln, was wir auch ausgiebig taten ! Es gibt sehr viele Fische in dem Becken und besonders toll war unser Nacht-Schnorchelgang. Natürlich waren wir beide nicht die einzigen nächtlichen Besucher (leider). Über das Wochenende waren einige Tauchschulen angereist. Für die Tauchschüler waren das hier praktisch ideale Gegebenheiten.

In der Nacht kam ein Gewitter herübergezogen und wir hatten einige Mühe, das Zelt zu fixieren. Das Zelt war meiner Meinung nach eine Fehlkonstruktion (6eckige Grundfläche, viel zu hoch, kein Außenzelt), aber wir hatten in College Station nichts besseres auftreiben können und für umgerechnet 120 DM kann man auch nichts Vernünftiges erwarten ! Na ja, keine Panik, wir haben das Zelt hiernach einfach im Supermarkt wieder zurückgegeben, Geld zurück; so einfach geht das (manchmal) in Amiland ! (Torsten hat seine Klimaanlage kurz vor Ablauf der 90 Tage „Frist“ (innerhalb derer kann man die Sachen noch zurückbringen) auch wieder zurückgebracht. Später hat er dann dieselbe Klimaanlage wieder bekommen.)

Dann hieß es für mich zurückzufliegen. Das war dann auch noch einmal ein kleines Abenteuer. Im Flughafen war ich irrtümlicherweise den falschen Weg gegangen und mußte dort durch eine Gepäckkontrolle. Na ja, die guten Leute konnten nicht alles erkennen und meine beiden Rucksäcke sollten ausgepackt werden. Den großen hatte ich einigermaßen kunstvoll gepackt. Die gute Frau wollte nun mein Jacket - am Schlauch ! - herausziehen. Nur mit Mühe konnte ich ihr klar machen, das das so nicht geht und ich dafür erst den gesamten Rucksack auspacken müsse. Da hatte sie aber auch keine Lust zu und nun ging es an den kleinen Rucksack, wo ich meine Fotoausrüstung verstaut hatte. Nun mußte es lustig werden ! Schon riß die Frau wieder an meinen Sachen, was mir überhaupt nicht gefiel. Und dann - ja, und dann sah sie den Pistolengriff in meinem Rucksack. So etwas hatte sie offensichtlich noch nie erlebt und völlig außer Fassung rief sie wiederholt : „Where is my supervisor !?“ Ich wollte ihr das erklären und griff schon in die Richtung, aber sie kreischte nur : „Don't touch ! Don't touch !“ Nun kam der Supervisor und ich zeigte ihm das Schnellschußobjektiv. Damit war die Sache erledigt und schließlich stellte sich noch heraus, daß ich ganz woanders hingehen mußte . . . ;-)

Interessant war die Reise also auf jeden Fall, trotzdem würde ich in Texas nicht noch einmal Urlaub machen. Insgesamt gesehen ist die Landschaft ziemlich langweilig, hinzu kommt die hohe Luftfeuchtigkeit.

Man muß auch sagen, daß die Amis eine unglaubliche Verschwendung betreiben. Die Waschmaschinen werden von oben befüllt und die Trommel dreht sich um eine senkrechte Achse - total ineffizient ! Danach wird die Wäsche nicht aufgehängt (sie wäre im Ruckzuck trocken bei den Temperaturen), sondern kommt in den Heißlufttrockner. Der Herd in Torstens Wohnung wurde mit Heiz- spiralen betrieben. Im Supermarkt wird jede Kleinigkeit sofort an der Kasse in Plastiktüten gepackt. Wenn man keine haben will, wird man dumm angeguckt. Mülltrennung haben wir so gut wie nie gesehen. Es wird so großzügig gebaut, daß man einfach gezwungen ist, mit dem Auto zu fahren. Oft gibt es gar keinen Bürgersteig, manchmal ist das Fahrradfahren auf den Strassen verboten ! Trotzdem bilden sich die Amis ein, sie wären das Vorbild für die restliche Menschheit. Unglaublich !


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Kai Schröder, 29.11.2000