Tauchen und Wandern auf Elba über Ostern 2003

Immer nur Südfrankreich ist ja langweilig — so machten Torsten und ich uns kurzerhand zur Abwechslung einmal auf nach Elba! Fünf Jahre zuvor hatten wir Giglio, ebenfalls eine Insel des toskanischen Archipels, besucht. Giglio ist zwar sehr nett, doch auch räumlich stark „begrenzt“ — großartig wandern ist dort nicht möglich. Da wir uns neben dem Tauchen aber auch gerne die Beine vertreten wollten und uns ein Bekannter Elba und vor allem Bernds Tauchbase empfohlen hatte, packten wir den Wagen voll und fuhren am Wochenende vor Ostern los. Nach einer Übernachtung im Auto an der Raststation Angath in Österreich („Billig tanken zwischen Deutschland und Italien!“ — der Liter Super bleifrei kostete hier 93,9 Cent!) trafen wir Sonntag nachmittags in Piombino ein. Die Toremar-Fähre kostete für zwei Personen mit einem PKW 32,65 Euro. Nach einer Stunde Überfahrt wird Porto Ferraio, der größte Ort auf Elba, erreicht.

Quartier bezogen haben wir in Capoliveri, im Ostteil von Elba auf der Halbinsel Calamita gelegen, genauer im Ortsteil „Madonna delle Grazie“ in einem kleinen, aber feinen Zwei-Personen-Apartment. Von dort aus sind es ca. 200m bis zur Tauchbasis, von welcher es noch einmal ca. 50m bis zum Wasser sind.

Tauchen
Da die Wassertemperatur mit ca. 13°C Mitte April noch ein bißchen frisch war und aufgrund des windig-stürmischen Wetters in den Wochen zuvor die Sichtweite unterwasser nur bei ungefähr 8m lag, machten wir jeden Tag nur vormittags einen Tauchgang und wanderten nachmittags. Bis auf einen Tag wurden wir jeweils mit blauem Himmel und angenehmen Temperaturen verwöhnt. Nur am Ostersonntag zog ein Tief über Elba, was starken Wind und Regen mit sich brachte.

Außer uns beiden tauchten in dieser Woche noch Tauchlehrer Volker mit zwei Schülern sowie Werner und Wilfried. Über die Ostertage waren noch fünf Südtiroler mit von der Partie. Die Tauchspots sind mit dem Boot in wenigen Minuten erreicht. Bis auf Ostersamstag waren wir jeweils alleine an den Tauchplätzen.

Während wir nur sehr wenige Fische gesehen haben (lag das wirklich nur am trüben Wasser???), ist der Bewuchs an den Felsen sehr gut. Im Vergleich zu den Iles d'Hyères fällt hier vor allem die viel größere Zahl an Kalkröhrenwürmern und das Vorkommen des Mittelmeer-Haarsterns auf. Letztere sitzen oft in großer Anzahl oben auf Gelben oder Weißen Gorgonien und filtrieren mit ihren langen Armen Partikel aus dem Wasser.

Bei jedem Tauchgang haben wir mehrere Nacktschnecken gesehen, darunter einmal ein recht großes Exemplar der Gelb-violetten Sternschnecke (Hypselodoris elegans). Häufig krochen (vor allem Röhren)Seegurken auf dem Sandgrund umher.

Die Felsen sind flächendeckend mit Braun-, Rot- und Grünalgen bewachsen, Schwämme sind verhältnismäßig selten anzutreffen. Besonders gut gefallen haben uns die „Gelbe Wand“ und am „Affenfelsen“ eine ca. 7m mal 15m große senkrechte Felswand, die beide über und über mit Gelben Krustenanemonen besetzt sind!

Zwei (Braune ?) Zackenbarsche haben wir zu Gesicht bekommen, beide saßen tief in Spalten in Felsen — im Freiwasser haben wir keinen gesehen. Ein anderes „prägendes“ Erlebnis habe ich, als ich im 4m-Bereich beim Austauchen einen Fünffleckigen Lippfisch und einige Mönchsfische vor einer Spalte fotografieren möchte: Um die Szenerie besser ausleuchten zu können, nehme ich den Blitz vom Arm ab. Bei dem dabei entstehenden Geräusch ziehen sich alle Fische sofort in den Schutz der Spalte zurück und kommen auch nicht wieder hervor, solange ich vor der Spalte warte. So ein schreckhaftes Verhalten ist mir von den Iles d'Hyères vollkommen unbekannt! Das kann nur auf das Harpunieren der Fische zurückzuführen sein! Auch wenn dies mittlerweile im Nationalpark Toskanischer Archipel verboten ist, wird es noch einige Zeit dauern, bis die Fische sich an die neue „Ruhe“ unterwasser gewöhnt haben! Nicht zu verstehen ist jedoch, daß in einem Sportgeschäft in Capoliveri immer noch Harpunen im Schaufenster stehen und gekauft werden können! :-(

Basisleiter Bernd meint, daß zum Sommer hin wesentlich mehr Fische, auch größere Schwärme von z.B. Zahnbrassen und Barakudas an den verschiedenen Tauchplätzen zu sehen sind. Wir werden also noch einmal wiederkommen müssen . . . :-)

Sehr gut gefallen hat uns die familiäre Atmosphäre an der Basis bei Sigi und Bernd. Hektik ist hier ein Fremdwort. Alle Mann (und Frau) packen mit an, wenn die Boote zu Wasser gelassen und anschließend beladen werden. Nach dem Tauchgang wird die Ausrüstung in einem Becken mit Süßwasser gespült und die beiden Kompressoren haben die Flaschen schnell wieder auf „Betriebsdruck“ gebracht. Nicht zu vergessen natürlich auch der kleine „Umtrunk“ nach dem Tauchgang . . . :-)

Festung Volterraio
Natürlich wollten wir auch der Festung Volterraio einen Besuch abstatten! Sie ist in 394müdM weithin sichtbar auf einem Bergkegel im östlichen Inselteil schon im jahre 1284 erbaut worden und gab der Bevölkerung erfolgreich Schutz vor Raubzügen von Piraten. Die Wanderung vom Parkplatz hinauf zu der Kapelle und weiter zur Festung ist kein Sonntags-Spaziergang — Wanderschuhe sind für den unwegsamen Pfad ein Muß! Dennoch war der steile und teilweise rutschige Weg für uns keine „beschwerliche Wanderung“, wie im Reiseführer zu lesen, sondern eine Genußwanderung. Allerdings muß der Weg im Laufe der letzten Jahre „ausgebaut“ worden sein, denn nun ist er eindeutig zu erkennen und die Macchia ist keineswegs mehr undurchdringlich dicht — verlaufen kann man sich nur noch mit großer Mühe . . . :-)

An der Ruine angekommen stellt sich die Frage, wie man am einfachsten in das Innere gelangen kann — denn den ursprünglichen Zugang in ca. 3m Höhe gibt es zwar noch als ein Loch in der Wand, aber dort hinein gelangt man nur durch Klettern. Auf der gegenüberliegenden Seite der Festung befindet sich ein zweites Loch, welches ebenfalls nur durch Kletterei erreicht werden kann. Aber es gibt noch einen dritten, relativ einfachen Zugang: an einer Seite sind unten in der Wand einige Steine herausgebrochen worden, so daß man durch ein „ebenerdiges“ Loch kriechen kann. Nachdem sich die Augen ein bißchen an das Dämmerlicht im Gang gewöhnt haben, kommt man ohne Probleme in den Innenraum der ehemaligen Festung.

Viel ist natürlich über die Jahre hinweg nicht mehr erhalten geblieben, aber man kann über den Wehrgang gehen und gelangt zu einer „Aussichtsplattform“, von der man einen prächtigen Blick hinunter auf Porto Ferraio und den gesamten Mittel- und Westteil der Insel hat. Die Festung Volterraio ist auf jeden Fall ein lohnendes Ziel! :-)

Selbstverständlich stand auch der Monte Capanne, mit 1018mÜdM die höchste Erhebung Elbas, auf unserem Programm. Die Besteigung fiel aber buchstäblich ins Wasser, da der ganze Berg von dichten Wolken verhüllt war und es regnete. Also ein weiterer Grund, noch einmal wiederzukommen . . . :-)

Da unser Abreisetag Dienstag nach Ostern wieder ein normaler Arbeitstag war, verzichteten wir auf eine vorherige Buchung der Fähre. Als wir gegen Mittag in Porto Ferraio ankamen, wollte Moby Lines 73 Euro !!! haben, falls wir am selben Tag noch zurück zum Festland wollten — eine glatte Unverschämtheit! Bei der staatlichen Linie Toremar kostete es wie auch schon bei der Hinfahrt 32,65 Euro, allerdings war die Fahrkarte erst für 19 Uhr ausgestellt! Dennoch bekamen wir ohne Probleme auf der 14 Uhr-Fähre einen Platz.

Hier gibt es noch ein paar Bilder von Elba überwasser zu sehen!

Unterwasser-Bilder von Elba

Bilder von der Festung Volterraio


Zurück zu Kais Reiseberichte-Seite

Zurück zur Startseite

Kai Schröder, 10.6.2003