Ein Beispiel zur Erläuterung des Wechsels des Leitgewebes

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Bei einem Aufstieg aus der Tiefe kann es passieren, daß zu Beginn des Aufstiegs noch keine Dekompression gefordert wird, während des Aufstiegs aber plötzlich eine solche angezeigt wird. Dies ist kein Fehler des Tauchcomputers, sondern wird durch die Methode verursacht, mit der der Sättigungsverlauf der einzelnen Kompartimente (Gewebe) berechnet wird.

Während des Aufstiegs entsättigen sich die schnellen Gewebe schon und es kann dabei passieren, daß das Führungsgewebe wechselt. Auch hierdurch kann nun ein Dekostopp notwendig werden oder ein schon vorher angezeigter Dekostopp muß noch weiter verlängert werden.

Anhand des nachfolgenden, mit dem Programm Tausim berechneten, TG-Profils soll dies erläutert werden. Der Rechnung zugrunde gelegt ist ein Rechts-Links-Shunt von 50 Prozent. Das bedeutet, daß die Entsättigung der Gewebe nur halb so schnell wie die Aufsättigung erfolgt.


Nach einem Abstieg innerhalb von 5 min auf 50 m und einem langsamen Höhertauchen auf 40 m innerhalb von 15 min wird nun der Aufstieg zur Oberfläche eingeleitet. Nach 18 m innerhalb 3 min wird ein Dekostopp von 4 min auf einer ersten Dekostufe von 6 m verlangt. Das Leitgewebe ist Gewebe Nr. 2 (rot gekennzeichnet).

Beginn Aufstieg 23 min, 22 m


Bei Erreichen der 10 m Marke nach weiteren 2 min hat sich das Führungsgewebe Nr. 2 schon soweit entsättigt, daß gerade kein Dekostopp mehr verlangt wird. Allerdings beträgt die Nullzeit Null Minuten, die Grenze ist also genau erreicht.

an der Grenze der Nullzeit


Nun wird auf 10 m Tiefe verblieben. Jetzt wird jedoch Gewebe Nr. 3 zum Leitgewebe und daraus resultiert nun ein Dekostopp von 3 min auf 6 m - obwohl sich die schnellen Gewebe weiter entsättigen !

Dekostopp 6 m / 3 min


Der Aufstieg wurde nun langsam fortgesetzt und der Taucher befindet sich auf einer Tiefe von 3 m. Nach 8 min auf dieser Tiefe wird noch immer eine Dekopause von weiteren 3 min auf dieser Tiefe gefordert. Inzwischen ist Gewebe Nr. 4 zum Führungsgewebe geworden. Das Maximum der roten Balken hat sich gegenüber dem vorigen Bild nach rechts zu den etwas langsameren Geweben hin verschoben. Die Überdrücke in den Geweben nähern sich immer mehr den maximal tolerierten Werten der einzelnen Gewebe. Die Gewebe 1 bis 11 entsättigen sich, während die ganz langsamen Gewebe 12 bis 16 sich noch weiter aufsättigen.

8 min auf 3 m Tiefe


Eine Minute später auf derselben Tiefe wird immer noch ein weiteres Verbleiben von 3 min auf 3 m gefordert. Dies sieht auf den ersten Blick wie ein Programmfehler aus, wird aber dadurch verursacht, daß nun das Gewebe 5 zum Leitgewebe geworden ist. Dieses hat eine etwas größere Halbwertszeit als Gewebe Nr. 4 und entsättigt sich entsprechend langsamer als letzteres.

9 min auf 3m Tiefe


Dieses Bild verdeutlicht die Situation, wenn der vorgeschriebene Dekostopp vernachlässigt und sofort zur Oberfläche - die ja "nur" 3 m weit weg ist - aufgetaucht wird. Für die Gewebe 4, 5 und 6 wird bei diesem unvernünftigen Verhalten der maximal tolerierte Überdruck überschritten (die roten Balken überschreiten die 100 Prozent Marke) und es ist mit Symptomen der Dekompressions-Krankheit zu rechnen !

Dekostopp mißachtet


Nach 45 min wird der Tauchgang beendet. Die Sättigung des Gewebes Nr. 5 bleibt nach Abschluß der Dekompression gerade unterhalb des maximal tolerierten Wertes. Für diesen Tauchgang dauert eine 98,5 prozentige Entsättigung knapp zwei Tage !

Ende des TGs


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Kai Schröder, 14.12.2000