Taucher-Robinsonade Iles d'Hyères Ende April/Anfang Mai 1996

Freitag abend sind wir (Heinz, Annelie, Johannes, Marek und ich) gegen 20 Uhr bei mir in Witten losgefahren. Das Fahrzeug war ein Fiat Combinato (zum Campingmobil umgebaut), der einen großen Anhänger mit dem 5m Zodiak-Schlauchboot mit zwei 30 PS Johnson Außenbordmotoren oben drauf zog. Im Anhänger war das gesamte Gepäck untergebracht, Im Bus konnte man hinten ausgestreckt liegen (und schlafen). Über Luxemburg (billiger Sprit) sind wir nach Frankreich hinein und dann nach Süden über Lyon, Aix en Provence, Toulon nach Le Levandou gefahren, wo wir Samstag nachmittag eintrafen. Der Himmel war bedeckt und das Meer nicht ganz ruhig. Trotzdem haben wir das Boot fertig gemacht, das Gepäck (unsere Ausrüstung, Kompressor, sämtliche Verpflegung) eingeladen und sind dann (in unseren Tauchanzügen) zu den Iles d'Hyères gefahren. Die 17km haben wir in 1h15 min bei teilweise bis zu 2m Wellengang zurückgelegt. Die Inseln setzen sich zusammen aus den Inseln Ile du Levant (wo wir auf dem Campingplatz unser Basislager hatten), Ile de Port Cros und Ile de Porquerolles.

Der größte Teil der Ile du Levant ist militärisches Sperrgebiet. Ausgenommen ist nur der bewohnte Teil, der Ort Heliopolis. Dieser besteht hauptsächlich aus Ferienhäusern (von Privatpersonen). Da jetzt noch Nebensaison war, war es schön ruhig auf der Insel. Der Campingplatz hatte eine traumhaft schöne Lage am Hang mit vielen Bäumen und teilweise Sicht auf das Meer. Allerdings gab es nur Duschen mit kaltem Wasser (gelobt sei, was hart macht !), was im Sommer auch nicht weiter stört. Leider hat es dann 2 Tage lang ordentlich geregnet, sodaß hinterher so ziemlich alles naß war. Dabei war es auch noch recht kühl (um die 11°C - 13°C). Aber wir waren ja auch auf einer „Taucher-Robinsonade“ und nicht im ***-Hotel, wo jeder Hinz und Kunz von vorne bis hinten alles in den Hintern gesteckt bekommt (wenn ich das mal vornehm ausdrücken darf) !

Jeden Tag sind wir dann nach dem Frühstück (um 10 Uhr) mit dem Schlauchboot zu den jeweiligen Tauchplätzen gefahren, wo wir bis auf eine Ausnahme immer alleine waren. Das Wasser war immer klar (Sichtweiten bis über 15m !) und es waren immer recht viele Fische zu sehen. An den Stellen mit Strömung sind mit Abstand die meisten Fische anzutreffen (aufgrund des großen Angebots an Plankton).

Der Vorteil der Insellage ist vor allem der, daß man immer in den Windschatten fahren kann zum Tauchen - man also immer tauchen kann - , während man an der Küste Pech haben kann - dort kann man eben nicht in Lee fahren. Außerdem ist das Wasser wesentlich klarer als an der Küste. Da der Wind öfter drehte, sind wir je nach den Verhältnissen immer an andere Plätze gefahren. Heinz Mader, der Organisator der Tour, fährt schon lange hierhin und kennt sich bestens aus. Nur einmal waren wir nicht alleine - als ein Tauchboot einer Basis mit über 20 Tauchern (!) (dicht an dicht gedrängt) ankam und (zum Glück nach unserem ersten Tauchgang an dieser Stelle) die Leute ins Wasser entließ. Als die Meute schließlich wieder verschwunden war, hatten sie auch die ansässigen Zackenbarsche vergrault - eigentlich kein Wunder ! Ich kann dazu nur sagen: echt ätzend !!! Es geht nichts über die eigene Unabhängigkeit ! Nach dem ersten Tauchgang sind wir stets an Land gegangen (einsamer Sandstrand oder einsame Felsen) und haben Mittagspause gemacht, danach ging es nochmals ins Wasser. Heinz ist ein bißchen arg süchtig und wäre auch noch ein drittes Mal getaucht, wenn wir gewollt hätten. Aber dazu war es - abgesehen von unserer Stickstoff-Sättigung - meistens sowieso zu spät (Abendessen gab es keinen Tag vor 21 Uhr !). Heinz interessierte die Gewebesättigung nicht besonders, allerdings war er sonst immer auf größte Sicherheit bedacht und wäre nie mit Anfängern in der Strömung tauchen gegangen. Heinz ist ein richtiger Abenteurer und durchtrainiert - auch mit über 50 Jahren noch, daran können wir uns alle ein Beispiel nehmen ! Ich hoffe, daß ich nicht das letzte Mal bei einer seiner Touren dabei war !

Von einem Vorfall muß ich aber auf jeden Fall noch berichten, weil er (vor allem für die Außenstehenden) amüsant ist und zum anderen zum Nachdenken anregt - es gibt eben (fast) nichts, daß es nicht gibt ! Die Sache passierte am Gabiniere, wo auch das Tauchboot kam. Wir hatten den ersten Tauchgang (mit Zackenbarsch, Oktopus und vielen anderen Fischen, Anemonen, . . .) hinter uns und hatten uns in der kleinen Bucht auf einem Felsen breit gemacht. Das Wasser war ruhig und wir genossen die Sonne nach einem guten Mittagessen. Dann kam das Tauchboot (s.o.), und irgendwann machten wir uns langsam fertig für den zweiten Tauchgang an dieser Stelle. Da wir danach noch einmal etwas essen und trinken wollten, stellten wir die Teller, Tassen, Thermosflaschen, 2 Kocher und unsere Kleidungsstücke nur ein bißchen zusammen, verpackten sie aber nicht in der wasserdichten Tonne. Meinen Fotoapparat wollte ich zunächst etwas weiter oben (weil dort Schatten war) in den Felsen ablegen, dann entschloß ich mich aber, ihn in die Tonne zu tun (die ich glücklicherweise gut verschlossen hatte !!!). Dann tauchten wir noch einmal.

Als wir wieder oben waren, hatte der Wind etwas gedreht und Wellen kamen nun in die kleine Bucht, aber sie waren nicht weiter schlimm (jedenfalls da, wo wir das Boot festgemacht hatten). Heinz meinte dann auch, daß die Wellen zugenommen hätten, und wir sahen auch, wie die Wellen an die Felsen schlugen (wo wir unsere Sachen ca. 1m über dem Wasserspiegel auf dem Felsen liegen hatten) - aber wir dachten uns alle nichts schlimmes dabei . . .

Nun ja, inzwischen war es schon wieder einmal zu spät geworden, um noch groß Pause zu machen. So beschlossen wir, unseren Krempel einzupacken und zum Campingplatz zurückzufahren. Marek war voraus gegangen und rief auf einmal, unsere Sachen wären weg, was ich für einen kleinen Scherz hielt, denn wir waren die einzigen hier - es hätte sie wirklich niemand stehlen können ! Aber als ich um die Ecke kam, sah ich die Bescherung: der Felsen war vom Wasser überspült, die Tonne lag ca. 4m weiter hinten in den Felsen, vom Rest war nichts zu sehen ! Teller und Besteck haben wir wiedergefunden, ebenso 2 von 3 Thermosflaschen (die eine war so fest zwischen den Felsen eingeklemmt, daß wir sie nur mithilfe eines Stockes heraushebeln konnten !). Die Kleidungsstücke trieben schon im Meer, meine gelbe Plastiktasse auch. In der Folge versuchten Marek und ich an der Stelle noch Sachen zu finden, wobei wir teilweise Mühe hatten, uns stehend im Wellengang zu halten. Heinz und Johannes suchten schnorchelnd und dann noch mit Flasche nach weiteren Utensilien. Schließlich drehten wir noch mit dem Schlauchboot ein paar Runden, um eventuell schwimmend abgetriebene Sachen aufzufinden - ohne Erfolg. Tja, was soll ich noch groß dazu sagen, jeder mag selbst seine Schlüsse aus dieser Situation ziehen . . . :-)

Ansonsten haben Johannes und Annelie ihr Bronze-Brevet gemacht und Marek hatte das gerade hinter sich. Ich habe bei dieser Gelegenheit das Sonderbrevet Strömungstauchen machen können. Zweimal sind wir in der Woche an Wracks getaucht, die 17m bzw. 21m tief auf Grund lagen. Übermäßig toll waren diese Wracks aber nicht. Heinz meinte, daß die tiefer liegenden Wracks, die er im Sommer auf der Tour besucht, wesentlich stärker bewachsen seien und dort auch mehr Fische anzutreffen wären. (Das sind die Wracks, von denen er uns auf der boot erzählte und die auf 40m bis 50m Tiefe liegen.)

Die tiefste Wassertemperatur lag bei jeweils 14°C bis 15°C. Den Überzieher hatte ich nicht dabei, bei den tieferen TGs hätte ich ihn aber doch einige Male gut gebrauchen können. Heinz hatte auch keinen Überzieher dabei und hat mir gegen Ende der Woche gesagt, daß er sich doch etwas mit der Temperatur geirrt hätte. Aber im Sommer ist das Wasser wesentlich wärmer - schade, daß ich dann nicht dabei bin !

Im nachhinein kann ich nur sagen, daß mir die Woche sehr gut gefallen hat und ich so eine „Taucher-Robinsonade“ jederzeit wieder mitmachen würde. Wir waren alle „gut drauf“ (wie man bei so etwas eigentlich auch nicht anders erwarten kann !), haben uns gut verstanden und unterhalten. In der Regel trifft man bei solchen Fahrten auch immer interessante Leute (wie hier). Das Schlauchboot und der Kompressor haben uns die Unabhängigkeit gebracht, die man einfach braucht, um den Urlaub ohne Zwänge genießen zu können. Schließlich geht es bei so einer Fahrt auch nicht nur um das Tauchen als solches, sondern - wie immer - ist das Ganze viel mehr als die Summe seiner Teile ! Man muß es mitgemacht haben, dann versteht man es !

Noch ein paar Bilder gefällig ? :-)


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Kai Schröder, 29.11.2000