Taucher-Robinsonade Iles d'Hyères Juni 1999

Wie schon in den letzten Jahren zuvor war ich auch dieses Jahr wieder mit Heinz und einer Truppe netter TaucherInnen in Südfrankreich auf den Iles d'Hyèrres zum einzig wahren Tauchurlaub ! :-) Einziger Unterschied war, daß ich mir diesmal zwei Wochen gegönnt habe --- gegen eine weitere Woche hätte ich allerdings auch nichts einzuwenden gehabt . . . ;-)

Ich will kurz noch einmal auf die Besonderheiten dieser Art Urlaub eingehen, die da sind, daß wir Freitag abends mit einem Kleinbus von Unna aus losfahren und einen Anhänger ziehen, auf dem ein 5m-Zodiac-Schlauchboot mit zwei 30 PS Motoren festgemacht ist. Gegen Samstag mittag treffen wir dann im Hafen von Bormes (bei Le Lavandou, einige km östlich von Toulon) ein, wo wir das Schlauchboot zu Wasser lassen und sämtliches Gepäck (Verpflegung für eine Woche, Zelte, Koch- und Tauchausrüstung, Kompressor und sonstige persönliche Habe) und uns zum Schluß auch noch :-) darauf verladen. Das hört sich viel an --- es hat aber tatsächlich alles Platz ! :-) Dann fahren wir hinüber zur Ile du Levant (die östlichste der drei Inseln von Hyèrres) zum Ort Heliopolis, wo wir auf dem Campingplatz von Madame Colombero unser Basislager aufschlagen. Von hier fahren wir nun jeden Tag mit dem Boot zu den Tauchplätzen im UW-Naturschutzpark von Port Cros, der benachbarten Insel. Und die gehören zu den besten des gesamten Mittelmeeres, wie ich mir nach nun einigen weiteren Tauchurlauben in Kroatien, Italien und Spanien erlaube zu behaupten.

Durch die Insellage herrschen beste Bedingungen : das Wasser ist klarer als vor dem Festland (wir hatten dieses Jahr mehrmals Sichtweiten von bestimmt 25m !) und egal, aus welcher Richtung der Wind bläst, wir können immer zum Tauchen hiausfahren (was am Festland nicht immer gegeben ist). Hinzu kommt der Naturschutzgebiet-Status, der jegliches Harpunieren und Angeln verbietet --- was sich im Fischreichtum (Artenzahl) und auch an der Zahl und Größe der Raubfische (Zackenbarsche, Makrelen) niederschlägt.

In unserem speziellen Fall kommt hinzu, daß wir mit dem Schlauchboot und dem eigenen Kompressor sehr wendig und vor allem *unabhängig* sind ! So können wir immer Plätze anfahren, wo wir (fast immer) alleine tauchen. Zumindest bei der Mittagspause sind wir immer ungestört, da die kommerziellen Tauchboote zu groß sind, als daß sie an den felsigen Ufern anlegen könnten . . . :-) So ist es uns immer ein leichtes, die armen TaucherInnen auf den kommerziellen Booten zu bedauern ! :-) (Wenn man manche Boote mit teilweise mehr als 25 TaucherInnen sieht, dann wird einem wirklich anders !) An einem Tag hatten wir sogar das Vergnügen eines besonderen „Schauspiels“ : damit die AnfängerInnen nicht verloren gehen konnten, waren sie über eine Buddy-Leine miteinander verbunden --- bei praktisch keiner Strömung und bestimmt 20m Sichtweite ! :-) --- Das ist Tauchausbildung !!! Ist das Tauchausbildung ??? Diesen Anblick mußte ich natürlich fotografieren ! ;-) Und Heinz ließ es sich nicht nehmen, die TaucherInnen mit Maske und Schnorchel in der Tiefe zu begrüßen. :-)

Während der ersten Woche begleiteten uns noch Kathrin, Tanja und Torsten. Letzterer hat während der Robinsonade seine Gold-Prüfung abgelegt, wobei wir nicht nur viele schöne Tauchgänge absolviert haben, sondern auch viel Spaß hatten --- besonders bei der Bergeübung, bei der ich das „Opfer“ war und schließlich in das Schlauchboot befördert werden mußte, was auf den ersten Blick leichter zu machen scheint als es dann tatsächlich ist. :-)

In der zweiten Woche wurden die drei dann durch Dagmar, Rudi und Holger abgelöst. Erstere haben bei der Gelegenheit ihre Bronze-Prüfung gemacht. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, daß Heinz natürlich mit jedem einzeln ins Wasser gegangen ist. Nach erfolgreich bestandener Prüfung wurden Dagmar und Rudi dann aber auch schnell an selbständiges Tauchen herangeführt.

Der Tagesablauf bei einer Robinsonade sieht so aus, daß wir morgens nach dem Frühstück zwei wasserdichte Tonnen packen (zum einen mit der Tagesverpflegung zum anderen mit Handtüchern, Jacken, Büchern usw.), die sonstige Ausrüstung (Fotoapparat, Wertsachen) zusammensuchen und dann „in See stechen“. Je nach Wind- und Wellenrichtung wird jeden Morgen neu entschieden, welcher Tauchplatz geeignet ist. Nach dem ersten Tauchgang machen wir es uns dann am Ufer auf den Felsen bequem. Während Heinz die Flaschen füllt, kümmern sich die anderen um das verdiente Essen. Anschließend kommt in der Regel die „Sonnenbank“ an die Reihe :-) , bevor wir zum nächsten Tauchgang aufbrechen. Hiernach greifen wir noch einmal zu Kaffee und Kuchen, dann fahren wir zurück zum Campingplatz. Aber es stehen auch Spaziergänge auf der Ile de Port Cros an, welche vollständig bewaldet ist und auf der einige Forts zu besichtigen sind. Vor oder nach dem Abendessen --- je nach dem, wie spät es schon wieder geworden ist :-) --- genießen wir auch öfter den Sonnenuntergang über dem Festland von der höchsten Stelle Heliopolis'.

Neben „Tauchen vom Feinsten“ beinhaltet eine Robinsonade aber immer noch viel mehr --- was zumindest für mich den großen Reiz ausmacht ---, nämlich den unmittelbaren Kontakt zum Wasser beim Schlauchboot-Fahren, die Seemannschaft, das wirkliche „Teamwork“ auf dem Boot --- man lernt einfach nebenher sehr viel während des Tagesablaufs. Es mag zwar angenehm sein, wenn man über eine Leiter in ein Boot steigt und wenn das Personal einem die Ausrüstung abnimmt und wenn das Essen fertig auf dem Tisch steht --- aber richtiges Abenteuer, bei dem man (fast) den ganzen Tag gefordert wird, bei dem man viel Spaß hat, viel lernt und Tauchen pur erlebt gibt es dort nicht . . . :-) --- So, ich höre mal lieber auf, bevor meine Begeisterung zu überschwenglich wird ! :-)

Zum Abschluß natürlich noch die obligatorische Liste, was sich dort so alles unter Wasser tummelt bzw. was ich identifizieren konnte.

Pflanzen :
Schirmchenalge, Gabelzunge, Trichteralge, Neptunsgras, Pfennigalge, Mittelmeer-Cystoseira, Peyssonnelia, Rentiermoosalge, Ausgebreitetes Steinblatt, Feines Korallenmoos, Ballalge, Rote Krustenalge, Neptunsgras (Posidonia)

Niedere Tiere :
Porifera - Stamm Schwämme
Gelber, Weißer Gitterkalkschwamm, Weißer, Gelber Bohrschwamm, Schleimiger Krustenschwamm, Nierenschwamm, Orangefarbener Strahlenschwamm, Höckeriger Krustenschwamm, Hellblauer Krustenschwamm, Goldschwamm, Orangener Schleimschwamm, Badeschwamm, Stachelschwamm, Zäher Orangefarbener Hornschwamm, Feigenschwamm

Cnidaria - Stamm Nesseltiere
Leuchtqualle (während der ersten Woche in großen Massen im Hafen und praktisch allen Buchten --- eine hat mich an der Stirn erwischt, was ordentlich brennt), Zylinderrose, Purpurrose, Wachsrose, Sandgoldrose, Siebanemone, Baumförmige Hydroidpolypen-Kolonie, Gelbe Krustenanemone, Rasenkoralle, Runde Nelkenkoralle, Ovale Nelkenkoralle, Gelbe -, Weiße -, Rote Gorgonie,

Würmer (verschiedene Stämme)
Strudelwurm, Igelwurm, Vielfädiger Borstenwurm, Schraubensabelle, Kalkröhrenwurm, Bunter Kalkröhrenwurm, Zwergsabelle

Mollusca - Stamm Weichtiere
Große Steckmuschel, Purpurschnecke, Dreifarbige Sternschnecke, Leopardschnecke, Violette Fadenschnecke, Gemeiner Krake

Arthropoda - Stamm Gliederfüßer
Anemonen-Schwebgarnele, Großer Bärenkrebs, Großer Roter Einsiedler

Tentaculata - Stamm Tentakelträger
Elchgeweih-Moostierchen, Trugkoralle, Neptunsschleier, Eis-, Rotvioletter -, Dornen-, Purpurseestern, Schwarzer -, Violetter -, Steinseeigel, Violetter Herzseeigel, Röhrenseegurke

Tunicata - Stamm Manteltiere
Große Keulenseescheide, Rote Seescheide, Schlauchaszidie

Fische :
Marmor-Zitterrochen, Mittelmeer-Muräne, Dunkler Gabeldorsch, Brauner -, Spitzkopf-Zackenbarsch, Säge-, Wolfs-, Schriftbarsch, Roter Fahnenbarsch, Meerbarbenkönig, Meerrabe, Stachelmakrele, Dicklippige Meeräsche, Gestreifte Meerbarbe, Schnauzen-, Zweibinden-, Brand-, Großer Geiß-, Rotbrassen, Goldstriemen, Brauner Lippfisch, Mönchsfisch, Meerjunker, Meerpfau, Fünffleckiger Lippfisch, Augenfleck-Lippfisch, Pfauenlippfisch, Mittelmeerlippfisch, Geweihschleimfisch, Gestreifter -, Schwarzkopf-, Roter Spitzkopf-, Zwergspitzkopf-Schleimfisch, Kleiner Drachenkopf, Großer Roter Drachenkopf

Noch ein paar Bilder gefällig ? :-)


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Kai Schröder, 29.11.2000